Überall in den Alpen findet Mitte September der Almabtrieb statt. Auch im Harz gibt es diese Tradition des Viehaustriebs. Am Samstag den 23.9. war es dann soweit. Die Besonderheit im Harz ist, dass zum Erhalt der Bergwiesen die beinah ausgestorbene Rinder Rasse des "Harzer Roten Höhenviehs" (auch Harzer Rotvieh genannt - Informationen findet man auch bei Wikipedia) zum Einsatz kommt.
Sie fressen neben dem Gras auch junge Triebe von Bäumen und verhindern so das Zuwachsen der Wiesen.
Das Besondere der Harzwiesen ist, dass sie als nährstoffarme Magerrasen sehr artenreich sind und man hier viele seltene Pflanzenarten findet. Umso wichtiger ist das die Wiesen nicht zusätzlich gedüngt werden und man dafür sorgt, dass keine Büsche und Bäume die offenen Wiesen verdrängen.
Aussterben und Wiederbeleben des Harzer Roten Höhenviehs
Ab den 1960er Jahren war es aber kaum noch lukrativ die Bergwiesen mit Rindern zu bearbeiten, so dass sich die Bergbauern zurückgezogen haben. Am Harzer Rotvieh hatte niemand mehr Interesse, produktivere Rassen wurden, vor allem im Harzvorland bevorzugt. So kam es, dass nach und nach die bestens an das raue harzer Klima angepasste Rinderart ausstarb.
Bergbauer Wolfgang Beuse aus Wildemann hat durch Zufall eine alte gefrorene Samenprobe, der in den 1960er Jahren verschwunden Rinderrasse gefunden und konnte so diese seltene Rasse wiederbeleben. Bemerkenswert ist, dass die Rinder damals als universell als Milchvieh, Fleischlieferant und als Zugtier genutzt wurde. Heutige Rassen sind in der Regel auf nur eine Leistung hingezüchtet.
Das Harzer Hut- und Weiderecht
Um das Leben im 16. Jahrhundert Harz attraktiv zu gestalten und um den Menschen die Möglichkeit zu geben, wurde ihnen gestattet, ihre Rinder in den staatlichen Wald zu treiben. So war die Selbstversorgung der Familien mit Milch und Fleisch gewährleistet. Der jeweils angestellte städtische Hirte sammelte morgens die Rinder ein und brachte sie auf die Weiden und den Wald. In Altenau waren es über 300 Jahre dauerhaft mehr als 250 Rinder, die die Menschen versorgten. 1967 waren es dann aber nur noch 24. Der Rückgang war besiegelt!
Damit das Hut- und Weiderecht nicht verfällt, muss spätestens alle 30 Jahre ein neuer Hirte in der Stadt bestellt werden und das Rind ausgetrieben werden.
Am Samstag war es dann soweit, die Rinder kehren nun in ihr Quartier zurück und die Altenauer haben das auf der Wiese am Glockenturm bei Kaffee und Kuchen gefeiert. Hier noch en paar Fotos zu diesem Tag.